Aus den Bergen an die See.

Von Freitag bis heute abend war ich im Urlaub. Bin ich sowieso die ganze Zeit, klar. Aber ich meine: So richtig im Urlaub! Von den Bergen an die See! Und das kam so:

Auf dem Handy meiner gynäkologischen Kollegin Irene meldete sich vor einigen Tagen Maria, deutsche Internistin in Valencia (3 Stunden nördlich von hier). Sie ist seit Juli dort und hat sich für 6 Monate eingetragen.

Davao aus dem Bus

Maria brauchte Abwechslung und wollte an die See, aber nicht allein. Irene war mit Abreisevorbereitungen beschäftigt und gab das Handy an mich weiter. Dann musste noch dies und das besprochen und organisiert werden, und so kamen wir zu unserem Wochenendausflug. Zu dritt, und zwar mit Wolfgang (ebenfalls aus Valencia, dt. Kinderarzt und auch reiselustig).

Und so reisten Maria, Wolfgang und ich vorgestern: Erstmal mit dem roten Bus nach Davao. Dann mit einem Taxi zum Hafen. Dann mit der Fähre auf die Insel Samal, und zuletzt noch mit dem Habil-Habil (Motorradtaxi) in’s Bluewater Resort.

Da geschah eigentlich nicht viel, aber u.a. deswegen war’s Klasse. Direkt am lauwarmen Pazifik bewohnten wir 2 Doppelhaushälften (Maria rechts, Wolfgang und ich links), hatten Schwimm- und Schnorchelparadiese vor der Haustür und ausreichend Literatur dabei. Wunderbar. Und: Kein Regen! Dafür ein dramatischer Sonnenuntergang.

Faul am Strand am Sonnabend, und am Sonntag gleich die nächste Unternehmung: Besichtigung des “South Philippine Medical Center” (SPMC) mit Sister Marinella. Marinella betreut dort in Davao die eingeborenen (“Indigenous”) Patienten von A3W im Half Way Home. Das Half Way Home gibt den Angehörigen von SPMC-Patienten die Möglichkeit, in der Nähe zu bleiben. Oder ermöglicht Patienten mit vielen Folgeterminen, diese auch wahrzunehmen – sie würden sonst aus den Bergen nicht zurückkehren.

Der Einblick in das SPMC macht demütig. Das Gesundheitssystem auf den Philippinen existiert offiziell, aber in Wirklichkeit hängt es vom Einkommen ab, wie und ob ein Patient überhaupt behandelt wird.

Wenn Du kein Geld hast auf den Philippinen, dann schläfst Du im Krankheitsfall eben auf dem Gitterrost des Bettes. Und wenn aufwändigere Therapien notwendig sind, dann findest Du entweder einen Sponsor – oder die Behandlung wird eben nicht durchgeführt. Und wenn Dein Vater, Deine Tochter so krank sind, dass sie beatmet werden müssen, dann bekommst Du einen Beatmungsbeutel in die Hand gedrückt und beatmest Deinen Verwandten. 24 Stunden am Tag.

Wöchnerinnenstation

Hier wurde wieder sichtbar, wie notwendig die watchers leider sind: auf den Riesenstationen (so um die 60-80 Betten pro Saal) sahen wir nicht einen Krankenpfleger, nicht eine Krankenschwester bei der Patientenversorgung. Stattdessen das Bild, das ich inzwischen aus Buda kenne: Zwei Menschen auf einem Bett – ein Kranker, ein Watcher. Dochdoch, es waren Nurses da – aber die hatten alle nur mit Akten- und Kurvenführung zu tun.

Das hat mich am meisten berührt: die Menschen an den Ambubeuteln.

Wir tranken noch ein Wasser mit Marinella, die schon wieder neue Termine hatte. Dann ging’s – Taxi – in ein Einkaufszentrum am Stadtrand. Da habe ich 5 Euro für 200 Gramm Goudakäse bezahlt – und der muss erst noch beweisen, dass er überhaupt nach Käse schmeckt! Vom Weinkauf kann man hier nur abraten – Fantasiepreise für Glykolverschnitt. Aber Bier geht.

In unserer Sammlung typisch philippinischer Fortbewegungsmittel fehlte noch das typischste: Der Jeepney. Das ist ein Kleinbus, in dem man sich – seitwärts fahrend – gegenüber sitzt. Es gibt nur einen Ein- und Ausgang, und der ist hinten. Jeepneys sind so gebaut, dass ein 10-12 Filipinos mit Akten- oder Filipinas mit Handtaschen drin sitzen können. Wenn sich 3 Westeuropäer mit Rucksäcken und Einkäufen dazu setzen, ist für Heiterkeit im Jeepney gesorgt.

Reisepause im Überlandbus

Mit Jeepney also wieder zum Bus-Terminal. Und dann zurück in die Berge, zurück in den Regen. 2 Pausen gab’s unterwegs mit Möglichkeit zum Besuch einer “Eatery” – muss man sich in diesem Fall wie eine 30-qm-Raststätte im Familienbetrieb vorstellen. Im Bus-TV liefen nacheinander “Planet of the Apes” und “Columbiana”. Mitten in der schönsten Schießerei noch fast das Hospital verpasst (war schon dunkel). Aber der Schaffner hatte aufgepasst beim Kartenkauf und hieß den Chauffeur halten. Besten Dank dafür, Salamat!

Tschüß Maria, tschüß Wolfgang! Hat Spaß gemacht mit Euch!

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Eine Antwort auf Aus den Bergen an die See.

  1. Personal sagt:

    Lieber Cornelius!
    Nun können auch wir ganz schnell von Turbomed ins Netz und zurück wechseln, schließlich müssen wir täglich wissen, wie es dir geht. Wir freuen uns über deine Berichte und hoffen, du wirst dich ans Blutentnehmen hier wieder gewöhnen. Dass auch im fernen Buda die Zertifizierung Einzug hält, freut uns natürlich ganz besonders. Wir denken an dich, bleib gesund und liebe Grüße vom Frühdienst
    Christel, Steffi und Rosi

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