Klingt komisch, is’ aber so: Medizin in Buda

Ruhig ist es geworden hier im Hospital. Der Einstieg allerdings klappte schnell, und zwar weil er schnell klappen musste: In der zurueckliegenden Woche war das CHCC Buda zu 230% belegt (41 Patienten bei 18 Betten). Alle Reservebetten waren mobilisert, und wer keins mehr abkriegte, schlief nachts auf den Wartebaenken, auf denen die Ambulanzpatienten tagsueber sassen.

Inzwischen koennen die Baenke in der Wartehalle bleiben. Alle 5 Typhuspatienten sind wieder gesund, und die neu aufgenommenen Kinder mit Bronchitis, Magendarm und Austrocknung haben sich alle schnell erholt. 5 Kinder konnten wir heute entlassen.  Jetzt sind noch 20 Patienten auf der Station.

20 Patienten, das heisst auf den Philippinen: 40 Personen. Zu jedem Kranken gehoert naemlich ein “watcher”, denn die Patienten muessen schliesslich versorgt werden! Das Versorgen ist hier nicht Aufgabe der Krankenschwestern – die sind beschaeftigt mit Aktenfuehrung, Wartungs- und Organisationsarbeiten. Gut, die intravenoesen Medikamente muessen vom Fachpersonal gespritzt und die oralen verteilt werden. Und es gibt was zu essen fuer Patienten und watchers. Aber darueber hinaus ist Pflegetaetigkeit nicht angesagt.

Die Pflege machen die watcher. Das sind in den meisten Faellen die Muetter, und die tun was sie koennen. Was sie koennen, ist aber oft abhaengig vom Geld. So haben die Lumads (das sind die einheimischen Nomaden, die Alleraermsten)  kein Geld fuer Babywindeln. Zuhause ist das kein Problem, aber hier im Krankenhaus laeuft das Baby mit der infektioesen Gastroenteritis halt aus, ist eben so. Trotzdem, das berichtete meine Vorgaengerin, sei die Rate der erkennbaren nosokomialen Infektionen sehr niedrig. Moege es so bleiben.

Die watchers sind auch verantwortlich fuer die kontinuierliche orale Fluessigkeitszufuhr (was meist gut klappt) und die Ueberwachung der Ausfuhr: Kalibang (Stuhlgang) wird bei jeder Visite mit Anzahl und Beschaffenheit gemeldet.

Die Nurses (“Nurse” bezeichnet sowohl weibliches als auch maennliches Pflegepersonal) legen alle i.v.-Zugaenge und machen die Blutentnahmen. Das ist Bestandteil des aus den USA uebernommenen Krankenhaussystems und ich finde es ganz nett. Ich wuerde mich unwohl fuehlen, wenn ich in Zukunft gar keine Blutentnahmen mehr machen koennte. Aber solange ich hier bin, gebe ich den Teil der medizinischen Taetigkeit gern mal ab.

Unglaublich viele Antibiotika werden hier verschrieben. Mein Ambulanzzimmer verlassen bestimmt ueber 50% der Kinder mit einem Rezept fuer Amoxicillin, Metronidazol oder Cotrimoxazol. Das ist so ueblich. Die Antibiotikawahrscheinlichkeit waechst mit der Entfernung des Wohnorts zum Highway. Und das koennen 8 Stunden sein – nur bis zum Highway! Weiter geht’s dann mit Bus oder Motorcycle, und das oft vom letzten Geld der Familie. Wenn Rufino mir also sagt: “Lives far away”, dann bedeutet es: eher behandeln. Wenn er sagt: “Lives very far”, dann heisst das uebersetzt: Antibiotikum.

Das Ergebnis sind leider viele Resistenzen. In Davao sind schon viele Typhuserreger resistent gegen Ciprofloxazin – und das ist das Antibiotikum der dritten Angriffslinie. Hier hilft es noch.

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